Nicht zu hassen, fällt mir an diesem Tag besonders schwer. Nicht erst, aber vor allem nach dem Massaker und denVerbrechen, die die Hamas und ihre Verbündeten verübt haben. Das ist jetzt ein Jahr her.
Was führt mich zu diesen Gefühlen, die ich schwer aushalten kann und will? Der Mord an vor allem unschuldigen Menschen, Frauen, Männer, Queers, Kinder, Alten, Zivilist_innen etc. Klar, kann Mensch das machen. Aber für was soll das gut sein? Die Verantwortung für den folgenden Krieg liegt auch in den Händen der Terrorist_innen.
Und heute ist es an uns, trotzdem nicht zu hassen. Sondern derer zu gedenken, die nicht mehr unter uns sind. Die Tanzenden auf dem Festival, die Leute aus der Friedenbewegung. Die ganz normalen Menschen, die nur weil sie zu Feinden gemacht wurden, getötet wurden. Das ist überhaupt nicht zu rechtfertigen.
Was tue ich heute? Sich dem Privileg zu stellen, dass wir hier in Deutschland überwiegend mehrheitlich einfach ruhig schlafen können „… ne Dusche haben und mir jedenfalls kein Hass entgegenprallt. Gut so.“ Das hat eine Freundin gesagt. Wir sollen die Aufgaben machbar halten. Ich würde Kinder großziehen. Das ändere was. Recht hat sie, denn mit meiner Tochter heute zu spielen und mir ihr zu leben und zu lernen, das ist viel Wert, vielleicht alles Wert.
Und so schließt sich der Kreis: Die Toten können nicht mehr Duschen, nicht mehr den Wert des Lebens spüren, zumindest nicht in dieser Welt. Sie können ihre Kinder nicht mehr berühren, mit ihren lernen und lehren. Sie können als Kinder nicht mehr wachsen, sondern ihre Leben ist einfach weg.
Die Freundin endet mit: „Klugscheißerei beendet. Ich finde Vieles unerträglich.“ Aber genauso hat sie Recht, es ist klug, was sie das sagt. Das unerträgliche benennen, ist schwer und es tut weh. Auch ein Grund, warum ich heute nicht auf Kundgebungen und Demos gehe – weil es mir schwer fällt, meine Emotionen dazu auszuhalten und in Zaum zu halten. Es ist nicht erträglich, also bleibe ich zu hause oder gehe mit Freund_innen was trinken. Wir reden über Omri Boehm, über Meron Mendel Saba-Nur Cheema. Darüber wie das gehen soll, zu reden und nicht zu hassen. Noch weiß ich es nicht, aber ich will es lernen. Unbedingt und egal, wie lange es dauern wird.
Und wir werden auch darüber sprechen, das wir morgen auch über die Leiden der Palästinenser_innen reden müssen. Nur heute nicht, finde ich – weil es heute um die Opfer des 7. Oktober 2023 geht. Für SIE allein sollten wir heute ihrer Erinnern und ansonsten, genau den Mund halten.